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Fragen und Antworten

Leben mit einer Augenprothese

Das Leben mit einer Augenprothese stellt zunächst eine neue und ungewohnte Situation dar, die zahlreiche Fragen aufwerfen wird. Merkt mein Gegenüber, dass ich eine Augenprothese trage? Kann ich damit eigentlich noch Sport machen? Was muss ich am Arbeitsplatz beachten?

In diesem Abschnitt haben wir häufige Fragen und Antworten rund um das Leben mit einer Augenprothese für Sie zusammengestellt.

Was ist ein Kunstauge?

Das Kunstauge ist eine Prothese, die das verlorene Augenvolumen ausgleicht, wenn das Auge geschrumpft ist oder entfernt wurde. 
Die vordere Ansicht des Kunstauges wird dem verbliebenen Auge angepasst. Die Rückseite wird der Augenhöhle angepasst. Das Kunstauge hilft Ihnen das Gleichmaß des Gesichtes nach dem Verlust eines Auges zurückzugewinnen. 
Ein gut gefertigtes und angepasstes Kunstauge kann den emotionalen Stress nach dem Verlust des Auges mindern. Es verhilft nicht zu neuer Sehfähigkeit.

Wann bekomme ich mein erstes Kunstauge ?

Ca. 2-6 Wochen nach der Operation, wenn die Augenhöhle weitgehend ausgeheilt ist. Nach weiteren 2-3 Monaten wird in der Regel das zweite Kunstauge gefertigt. 

Grund: Es kommt bis dahin meist zu weiteren Veränderungen in der Augenhöhle. Außerdem sollte der Patient immer ein Kunstauge in Reserve haben, für den Fall, dass das Erste zu Bruch geht. Danach bestimmt der übliche Verschleiß ( im Mittel 1 Jahr ) die weiteren Anfertigungstermine.
Nicht nur aus ästhetischen, sondern insbesondere auch aus gesundheitlichen Gründen ist es empfehlenswert eine Augenprothese zu tragen. So wird sich die leer belassene Augenhöhle verengen, das Augenlid findet keinen Halt und verändert sich ...
 

Wie bekomme ich ein Kunstauge?

Sie bekommen von Ihrem behandelnden Augenarzt ein Rezept. Danach machen Sie einen Termin beim Ocularisten oder der Ocularistin Ihrer Wahl. Dort werden Sie nach eingehender Beratung eine individuell für Sie erstellte Augenprothese gemeinsam erarbeiten.

Muss ich das Kunstauge selbst bezahlen?

Die Kosten für ein Kunstauge aus Glas werden von den Sozialversicherungsträgern, Berufsgenossenschaften etc. übernommen. Kunstaugen aus Kunststoff werden nur nach ausführlicher Prüfung der Indikation (meist durch den Medizinischen Dienst) nach Kostenvoranschlag bezahlt. Achten Sie jedoch darauf, dass Ihr Kunstaugeninstitut von Ihrem Kostenträger zugelassen ist. Des weiteren besteht zur Zeit eine Zuzahlungspflicht des Patienten von 10 Euro pro Kunstauge/Behandlung.

Was erwartet mich bei meinem Besuch bei einem Ocularisten?

  • Damit Sie als Patient eine Augenprothese bekommen, die Ihrem gesunden Auge möglichst ähnlich ist, stehen uns in den Instituten mehrere tausend vorgefertigte Glasschalen zur Verfügung.
     
  • Gemeinsam wird eine Schale mit der für Sie passenden Iriszeichnung und Adernetz ausgewählt.
     
  • Der Ocularist kontrolliert ggf. die alte Prothese und untersucht die Augenhöhle, um festzustellen, welche Form und Größe die Prothese haben muss.
     
  • Wenn es die erste Prothese ist, wird die richtige Form mit Hilfe eines Modells ermittelt. Auf Grundlage der gewählten Form bringt der Ocularist nun die gewählte Schale in die korrekte Form.
     
  • Die Prothese wird in mehreren Schritten bearbeitet. Am Ende wird sie auf Hochglanz poliert.
     
  • Im Verlauf dieser Arbeiten wird das Kunstauge von Ihnen mehrmals anprobiert, um den perfekten Sitz zu erreichen. 

Wie lange dauert so ein Besuch?

Die Anfertigung eines Kunstauges dauert in der Regel ca. 2-3 Stunden. Ein weiterer Besuch ist meistens bis zur Erneuerung der (Glas-)Prothese nach einem Jahr nicht erforderlich. Mit der Kunststoffprothese sollten Sie halbjährig den Ocularisten aufsuchen, um das Material polieren zu lassen.

Wie oft besuche ich den Ocularisten? Wie lange hält mein Kunstauge ?

Sie sollten regelmässig einmal im Jahr ihren Ocularisten aufsuchen, um das Kunstauge (Glas) zu erneuern, oder halbjährig das Kunststoffauge zum Polieren dem Ocularisten überlassen.

Wie oft benötige ich ein Kunstauge? Tragedauer

Dank des Materials ergibt sich eine widerstandsfähige und homogene Oberfläche der Glasprothese. Die durchschnittliche Tragedauer beträgt 1 Jahr, kann jedoch auch kürzer oder länger ausfallen. Bei Kunstaugen aus Kunststoff ist eine halbjährliche Kontrolle erforderlich. Wenn sich Veränderungen der Augenhöhle ergeben, sollte das Kunstauge umgehend angepasst werden.

Bei Kindern kann aufgrund des Wachstums der Zyklus deutlich kürzer sein. Besprechen Sie die nächsten Besuche unbedingt mit Ihrem Ocularisten.

Wird es auffallen, dass ich ein künstliches Auge trage?

Es ist unser Ziel, Ihre Gesichtsharmonie bestmöglich wiederherzustellen. Dazu passen wir das Kunstauge in Ihrem Beisein in Farbe, Form und Größe optimal an die Gegebenheiten des gesunden Auges an. Wesentlich für das Erscheinungsbild ist jedoch immer auch die Situation innerhalb der Augenhöhle, die durch die jeweilige Verlustursache und Ihre medizinische Vorgeschichte beeinflusst ist. Bei guten anatomischen Voraussetzungen der Augenhöhle können wir eine sehr gute und natürlich wirkende Bewegung der Augenprothese erreichen, sodass Sie Ihr künstliches Auge sehr unauffällig tragen können.

Ist die Anpassung schmerzhaft?

Anfangs ist das Tragen des Kunstauges etwas ungewohnt, jedoch nie schmerzhaft. Auch die Anpassung durch einen erfahrenen Ocularisten ist nicht schmerzhaft.

Bewegt das Kunstauge sich mit?

Die Beweglichkeit eines Kunstauges ist abhängig von der Funktionsfähigkeit der Augenmuskeln und kann vom Ocularisten wenig beeinflußt werden. Nach Entfernung des Auges bleiben meist die vier geraden Augenmuskeln erhalten, im Idealfall auch die schrägen Augenmuskeln. Das ist eine gute Grundlage für die Beweglichkeit der Prothese.

Aus welchem Material ist mein Kunstauge?

Aus guten Gründen wird in Deutschland bestens verträgliches Kryolithglas verwendet, das für eine natürliche Ausstrahlung sorgt. 
Darüber hinaus bieten die Institute in bestimmten Fällen auch Abdruckprothesen aus Kunststoff an. Hierfür bedarf es einer gesonderten Begründung und Verordnung des behandelnden Arztes.

Wann eignet sich für mich oder mein Kind ein Kunststoffauge ?

Das Kunststoffauge wird häufig eingesetzt, 

  • bei Kindern, wegen der größeren Bruchsicherheit
  • und Menschen mit körperlichen Einschränkungen, die zu Schwierigkeiten im Umgang mit einem Glasauge führen
  • wenn das Glasauge z.B. als „zu kalt“ empfunden wird und die Missempfindung zu Dauerproblemen führen kann.
  • Das Kunststoffauge muss vom Arzt entsprechend verordnet werden

Das Glasauge wird eingesetzt,

  • als Erstprothese direkt nach der Operation,
  • wenn kein relevanter Grund für ein Kunststoffauge gegeben ist, ist das Glasauge die Standard-Leistung der Krankenkassen, da bei der Herstellung des Glasauges weniger Kosten entstehen.

Kann das Kunstauge zerbrechen?

Ja, deshalb ist Sorgfalt im Umgang mit der Prothese erforderlich. In der Augenhöhle ist das Kunstauge durch die Gesichtsknochen gut geschützt und kann nicht beschädigt werden.

Wie wird das Kunstauge gereinigt?

Bei Ihrem ersten Besuch bei uns erhalten Sie eine umfassende Beratung zur Pflege und Handhabung Ihrer Augenprothese.

Das Kunstauge sollte täglich mit lauwarmem Wasser gereinigt werden. Nehmen Sie die Augenprothese niemals am Waschbecken oder über gefliesten Böden heraus. Eine unbedachte Bewegung führt sonst schnell zum Zerbrechen der Prothese. Auch von der Reinigung unter fließendem Wasser raten wir ab, da das Kunstauge leicht im Waschbecken zerbrechen kann.

Wir empfehlen Ihnen, sich zur Reinigung an einen Tisch zu setzen. Breiten Sie ein Handtuch vor sich aus und stellen Sie eine kleine Schüssel mit Wasser bereit. So können Sie Ihre Augenprothese sicher und unkompliziert reinigen.

Die Reinigung ist auch mit einer handelsüblichen Kochsalzlösung, wie sie u.a. für Kontaktlinsen verwendet wird, möglich, jedoch nicht notwendig. 

Mein Kunstauge fühlt sich manchmal trocken an!

Verstärkt bei geringer Luftfeuchtigkeit - trockene Räume, Zigarettenqualm u.a. - kann die Prothese trocken werden - ebenso bei abgenutzten Kunstaugen. Der Tränenfilm reißt, die Reibung verstärkt sich, die Lider werden gereizt und verstärkte Absonderung setzt ein. Dies kann zu Problemen führen, wenn kein Lidschluss besteht und/oder der Patient zu wenig Tränenflüssigkeit produziert. Ist der Lidapparat nicht generell gestört, kann eine flachere Form gewählt werden oder man behilft sich mit einem Kunstaugenöl, das zu diesem Zweck entwickelt wurde.

Grundsätzlich ist in solchen Fällen ein Gespräch - z.B. telefonisch - mit Ihrem Ocularisten hilfreich.

Was tue ich gegen trockene Augen?

Wenn Sie unter dem Gefühl trockener Augen leiden, können Sie vorrübergehend mit „künstlichen Tränen“ Abhilfe schaffen. Beim Augenoptiker oder in Ihrer Apotheke finden Sie hierzu zahlreiche unterschiedliche Präparate verschiedener Hersteller. Jedes davon erfüllt seinen Zweck, Produkte mit Hyaluronsäure sind jedoch prinzipiell empfehlenswert, da dieser Wirkstoff für zusätzliche Feuchtigkeit sorgt.

Auch die Anwendung von Augen- und Nasensalbe, auf die Rückseite der Prothese aufgebracht, kann oft eine positive Wirkung erzielen, um die Austrocknung von Bindehaut und Lidern zu vermindern.

Mein Auge tränt mehr als sonst. Ist das normal?

In der Regel weist vermehrter Tränenfluss, vor allem in Verbindung mit einer verstärkten Sekretion (weißlich bis gelbliche ölige Bestandteile in der Tränenflüssigkeit) auf einen Fremdkörper in der Augenhöhle hin. Oder z.B.

  • Sie haben keinen Lidschluss, Ihr Kunstauge wird zu trocken.
  • Ein vorübergehendes Anschwellen der Schleimhäute durch Erkältung, Allergie etc. sorgt für vermehrte Absonderung 

Es kann aber auch ein Anzeichen für die fortgeschrittene Abnutzung Ihrer Augenprothese sein. Falls Sie diese bereits seit einem Jahr oder sogar länger tragen, sollten Sie bald einen Termin mit uns vereinbaren, um ein neues Kunstauge anfertigen zu lassen.

Die Pupille ist oft größer/kleiner.

Soviel Mühe sich Augenchirurgen und Ocularisten auch geben, die Pupille des Kunstauges kann die natürliche Pupillenreaktion nicht nachvollziehen. Sie verändert ihre Größe nicht.

Stellen Sie übers Jahr fest, dass Ihre Pupille deutlich größer/kleiner erscheint, kann man bei der nächsten Anfertigung die Pupille Ihren Wünschen entsprechend anfertigen. Generell wird eine durchschnittliche Größe gewählt, um extreme Differenzen bei hell-dunkel-Wechseln zu vermeiden. Vor allem bei sehr hellen Augenfarben lassen sich jedoch Abweichungen nie ganz ausgleichen.

Kann ich mit meiner Prothese Sport treiben oder in die Sauna gehen?

Grundsätzlich gilt: Mit Ihrer Prothese können Sie sich frei bewegen. Ein paar Regeln sollten Sie dabei allerdings gundsätzlich zum Schutz Ihrer Augen beachten:

Vor allem bei Ballsportarten, bei denen die Augen gefährdet sind, wie z.B. Tennis, Squash oder Golf, empfehlen wir unseren Patienten, zum Schutz eine Sportbrille zu tragen und auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu Ball und Gegner zu achten. Vorsicht ist auch beim Reiten geboten. Reiter sollten ebenfalls ihre Augen gut schützen und sich vor allem im Gelände vorsehen, damit die Augen nicht z.B. durch zurückschnellende Äste verletzt werden.

Sie können mit einer Augenprothese problemlos schwimmen gehen. Jedoch sollten Sie in jedem Fall eine Schwimmbrille tragen, um Ihre Augenhöhle und die Bindehaut vor der so genannten „Schwimmbad-Konjunktivitis“ zu schützen. Das ist eine Entzündung der Augenschleimhäute, die leider ab und zu durch verunreinigtes Wasser in öffentlichen Bädern entstehen kann. Worauf Sie im Schwimmbad allerdings lieber verzichten sollten, ist der Kopfsprung: Durch den Druck beim schnellen Eintauchen ins Wasser kann die Prothese aus der Augenhöhle gespült werden.

Auch Saunabesuche sind problemlos möglich. Bitte achten Sie jedoch darauf, das Kunstauge keinem allzu raschen Temperaturwechsel auszusetzen. Beispielsweise ein Besuch der 90-Grad-Sauna mit anschließendem Sprung ins Eisbecken könnte eventuell dazu führen, dass die Augenprothese beschädigt wird.

Sollten Sie extremere Sportarten wie beispielsweise Tauchen, Fallschirmspringen oder Bungee Jumping ausüben, sprechen Sie bitte Ihren Ocularisten persönlich an. Er wird Sie individuell beraten.

 

Kann ich die Augenprothese auch nachts tragen?

Die Prothese kann in der Augenhöhle belassen und nur zur Reinigung entnommen werden, so lange dies vom Patienten als angenehm empfunden wird.

Wird die Prothese während der Nacht nicht getragen, sollten Sie diese gereinigt und trocken in einem geschlossenen Behälter aufbewahren. In einzelnen Fällen ist es ratsam, die Prothese während der Nacht nicht zu tragen. Ob das bei Ihnen der Fall ist besprechen Sie bitte mit Ihrem Ocularisten.

Hinweis: Sollte es in Ihrem Fall sinnvoll sein, das Kunstauge nachts herauszunehmen, bewahren Sie es bitte niemals über Nacht in Flüssigkeit auf! Dies verkürzt die Haltbarkeit und Lebensdauer Ihrer Prothese.

Ist es schlimm, wenn ich die Prothese mal eine Zeit lang nicht trage?

JA
Augenprothesen sind nicht nur dazu da, das optische Erscheinungsbild so gut wie möglich zu rekonstruieren, sie erfüllen vor allem medizinische Aufgaben. Deshalb sollten Sie Ihr künstliches Auge niemals für eine längere Zeit (mehrere Tage oder gar Wochen) herausnehmen! Unversorgte Augenhöhlen können Veränderungen der Lider, Reizungen an der Bindehaut und andere Komplikationen verursachen.

Bleibt die Augenhöhle länger unversorgt, können sich die Lider zusammenziehen und zurückbilden, sodass nur noch das Einsetzen kleinerer, kosmetisch unbefriedigender Prothesen möglich ist. Im schlimmsten Fall kann es sogar dazu kommen, dass überhaupt keine Prothese mehr getragen werden kann, und eine operative Korrektur erforderlich wird.

Was muss ich am Arbeitsplatz beachten?

In den allermeisten Fällen sorgt das Tragen einer Augenprothese nicht für Einschränkungen am Arbeitsplatz. Wenn Sie beispielsweise am Computer arbeiten, werden Sie feststellen, dass das Kunstauge – ebenso wie das gesunde Auge – eventuell dazu neigt, schneller trocken zu werden. Für beide Augen können Sie gegen diese Beschwerden dieselben Augentropfen verwenden.

Auch bei Laborarbeitsplätzen gelten keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen. Schützen Sie Ihr Kunstauge einfach genauso wie ihr gesundes Auge auch.

Wenn Sie in einem handwerklichen Beruf arbeiten und dadurch in stärkerem Maße Staub ausgesetzt sind, kann dies dazu führen, dass die Augenprothese sich schneller abnutzt. In diesem Fall ist es gegebenenfalls sinnvoll, häufiger als einmal pro Jahr zu uns zu kommen, um ein neues Kunstauge anfertigen zu lassen.

Sollten Sie weitere Fragen zu Ihrer besonderen beruflichen Situation haben, sprechen Sie bitte Ihren Ocularisten persönlich darauf an. Er wird Sie auf individuelle Risiken und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen hinweisen.

Wann sollte ich das Kunstauge herausnehmen?

Beim Tauchen z.B. besteht die Gefahr, dass ein Glasauge durch die erhöhte Druckeinwirkung implodiert. Im Gegensatz dazu ist das Tragen eines Kunststoffauges während des Tauchens völlig ungefährlich. Bitte sprechen Sie sicherheitshalber auch dann, wenn Sie andere Sportarten ausüben sollten, Ihren Ocularisten darauf an.

Kann ich mit der Augenprothese sehen ?

Leider nein! Die Prothese verhilft Ihnen zu einem besseren Aussehen und optimaler medizinischer Versorgung der Augenhöhle, kann aber kein Auge ersetzen.

 

Wir haben an dieser Stelle auf jede Form des "Genderns" verzichtet und durchgehend die maskuline Form verwendet. Dies ist lediglich der gebotenen Kürze und Lesbarkeit der Antworten geschuldet.